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Vortrag: Historische und prähistorische Erdbeben in Kärnten und Friaul entlang des Periadriatischen Störungssystems

Beginn: 31.05.2023 - 18:00

Beschreibung:

Klagenfurt am Wörthersee
kärntnen.museum, Museumsgasse 2, 9020 Klagenfurt
Seminarraum Erdgeschoss


Vortrag: Historische und prähistorische Erdbeben in Kärnten und Friaul entlang des Periadriatischen Störungssystems
Vortragender: Kamil Ustaszewski, Uni Jena


Prof. Ustaszewski stellt in seinem Vortrag am 31.05. im kärnten.museum die neuesten Forschungsergebnisse und Methoden zur Datierung von Paläo-Erdbeben vor, einem Forschungsprojekt der Universität Jena und des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) in Hannover.

Lesachtal und Gailtal sowie das Kanaltal (Val Canale) bilden topographisch markante Längstäler in Kärnten und im nördlichen Friaul. Alle drei Täler bilden gemeinsam einen Teil des östlichen Periadriatischen Verwerfungssystems an der Grenze von den Ost- zu den Südalpen. Verglichen mit den weiter südlich liegenden Bergen des Friaul weist diese Gegend aber eine geringe Häufigkeit instrumentell verzeichneter Erdbeben auf. Erweitert man den Beobachtungszeitraum jedoch etwa auf das letzte Jahrtausend, enthält die Region auch Epizentren historischer Starkbeben, wie jenem als «Villacher Beben» bekannten Ereignis von 1348.
In prähistorischer Zeit dürfte die Erbebentätigkeit insbesondere im Lesachtal und Gailtal, aber auch in den Karawanken vermutlich noch höher gewesen sein. Die Evidenz für solche „Paläo-Erdbeben“ stammt aus der Untersuchung sog. Störungsletten (Englisch fault gouges) - stark zerrütteter Gesteine aus den unmittelbaren Störungszonen. Eine Arbeitsgruppe mit Wissenschaftern der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) in Hannover setzt in einem seit 2021 laufenden Projekt neue Datierungsmethoden ein, mit denen erstmals der Zeitraum von Paläo-Erdbeben entlang des östlichen Periadriatischen Verwerfungssystems eingegrenzt werden kann. Durch die Kombination zweier Verfahren, der optisch stimulierten Lumineszenz (OSL) und der Elektronenspinresonanz (ESR), können die Wissenschafter den Zeitpunkt bestimmen, zu welchem Erdbeben auftraten. Dabei macht man sich die Tatsache zunutze, dass die Intensität der OSL- und ESR-Signale in Quarz und Feldspat – zwei der häufigsten gesteinsbildenden Minerale – durch Reibungshitze während seismischer Ereignisse an Störungen teilweise zurückgesetzt wird. Die Wissenschafter können somit den Zeitraum, in welchem Paläoerdbeben auftraten, auf einen Großteil des Quartärs (dem Zeitraum seit ca. 2,5 Millionen Jahren bis heute) ausdehnen. Für diesen Zeitabschnitt lagen bisher kaum Informationen über vergangene Erdbeben vor, was jedoch für Rückschlüsse auf die Entwicklung des Periadriatischen Störungssystems wichtig ist.

Vortrag
Bildbeschreibung: Periadriatische Störung im Gailtal bei Sankt Lorenzen, Kärnten. Blickrichtung Ost.
Photo: K. Ustaszewski


Es ist keine Anmeldung erforderlich.